ÖBB-Operative Services GmbH & Co KG
die sustainability challenge
Mikroplastik in der Reinigung – Ökologische Alternativen zu Kunststoffmaterialien
Kunststoff ist das meist verwendete Material bei unseren Reinigungstätigkeiten. Es ist widerstandsfähig gegenüber Wasser, Säuren und Laugen und zudem günstig in der Beschaffung. Aus Sicht des Umweltschutzes stellt sich ein weniger günstiges Bild dar. Bei der Verwendung von Pads, Tüchern, Bürsten oder Mopbezügen beispielsweise entstehen Abriebpartikel, die in die Umwelt gelangen. Durch den Kontakt der Materialien mit bestimmter Reinigungschemie werden die Kunststoffe zudem als Sondermüll entsorgt und verbrannt.
Im Gegensatz zu den oben beschriebenen Kunststoffmaterialien gibt es bereits eine Produktgruppe in der Reinigung, die in den letzten Jahren eine stärkere ökologischere Ausrichtung erfahren hat – nämlich die der Reinigungschemie. Unser Ziel ist es, dass wir zukünftig auch bei den auf Kunststoff aufgebauten Materialien wie Tücher und Pads ökologische Auswahlkriterien anwenden.
Zentrale Fragestellungen:
- Zu Beginn des Projektes steht eine Erhebung der derzeit eingesetzten Kunststoffmaterialien inklusive einer Analyse der vom Hersteller genannten Inhaltsstoffe auf ihre mögliche Auswirkung auf die Umwelt (inkl. Abrieb und Recyclingfähigkeit). Ein erstes Ziel ist es, einen Überblick über die Problemstellung und die verwendeten Arbeitsmittel zu erlangen.
- Im nächsten Schritt werden Alternativen zu den umweltgefährdenden Stoffen am europäischen Markt identifiziert. Das Ziel ist dabei nicht nur ökologische, sondern auch effektive Produkte zu finden.
- Diese Alternativen sollen im Anschluss an ein bis zwei Bahnhöfen zusammen mit dem Projektteam getestet werden.
Das Unternehmen ÖBB Operative Services ist für die flächendeckende Reinigung an den österreichischen Bahnhöfen zuständig. Dort werden verschiedene Maschinen, Reinigungsmittel und -materialien benutzt, welche Mikroplastikabrieb produzieren. Die Menge und Auswirkungen von Mikroplastik sind im Falle der ÖBB weitestgehend nicht quantifiziert, weshalb sie Thema unseres Projekts sind. Mitarbeitende der ÖBB unterstützen uns dabei mit operativem Wissen und Praxistagen. Dadurch hoffen wir, effektive sowie ökologische Reinigungsalternativen zu finden, welche eine mikroplastikarme/-freie Reinigung ermöglichen.
In der ersten Phase haben wir die Grundlage für unsere Maßnahmen gelegt, indem wir möglichst viele Informationen ansammelten. Es wurde ein Testlauf erarbeitet, welcher den Mikroplastikabrieb quantifizierbar machen soll. Die zentrale Erkenntnis ist, dass die Freisetzung von Mikroplastik weitreichende negative Folgen für Mensch und Umwelt mit sich bringt, deren Ausmaße jedoch noch schwer abschätzbar sind. Zudem wurde die Vermutung bestätigt, dass die Thematik der Mikroplastikfreisetzung durch Reinigungsmaterialien im deutschsprachigen Raum noch zu wenig erforscht wurde. Eine Umfeldanalyse im Bereich deutschsprachiger Bahn- und Reinigungsorganisationen bestätigte den Pioniercharakter, Mikroplastikabrieb aus Reinigungsaktivitäten konsequent zu verringern/vermeiden.
Nachdem in Phase 1 der Mikroplastikabrieb am Grazer Hauptbahnhof quantifiziert wurde, erfolgt in der 2. und 3. Projektphase nun die Identifikation ökologisch wertvollerer Alternativen und deren Implementierung in die Arbeitsabläufe der ÖBB Mitarbeiter:innen.
Die anstehende Lösungsfindung beinhaltet Konzepte wie Kreislaufwirtschaft, Inklusion und Digitalisierung und hat zum Ziel, die Transformation der ÖBB Operative Services zu einem umweltbewussten Anbieter von Reinigungsdienstleistungen mitzugestalten. Die Einführung mikroplastikfreier oder -reduzierter Reinigungsprodukte wird dabei von der Fragestellung sekundiert, ob auch ein suffizienterer Einsatz von Reinigungsprozessen und -materialien die gewünscht hohe Aufenthaltsqualität an ÖBB-Bahnhöfen garantiert.
Im Rahmen des Projekts werden Maßnahmen beabsichtigt, welche die Sustainable Development Goals 9 (Industrie, Innovation, Infrastruktur), 12 (Nachhaltiger Konsum und Produktion), 14 (Leben unter Wasser), 15 (Leben an Land) und 17 (Partnerschaften zur Erreichung der Ziele) für den Lösungsprozess und die Zielerreichung miteinbeziehen.
Ergebnisse für uns als Studierendenteam sind erweitertes Wissen, erlangt durch Internetrecherche, Zusammenarbeit in einer interdisziplinären Gruppe und dem professionellen Austausch mit der Arbeitswelt.
Durch die Recherche wurde uns vor Augen geführt, zu welch großem Problem sich die Verschmutzung mit Mikroplastik entwickelt hat und dass unverzüglicher Handlungsbedarf besteht. Einerseits haben wir Stakeholder auf das Problem aufmerksam gemacht. Andererseits liegt der Mehrwert für die ÖBB-OS in der, von uns konzipierten, Nachhaltigkeitsanalyse des Reinigungssektors, welche sowohl eine Übersicht der problematischen Materialien und Inhaltsstoffe liefert als auch Vorschläge über bessere Arbeitsmittel und das Vermeiden von Umweltbelastungen beinhaltet.
Diese Ergebnisse erhält die ÖBB-OS zusammengefasst in einem Dossier, welches von Ergebnissen der Laboranalysen, eigenen Analysemethoden und Mitarbeiter*innenumfragen gestützt ist. Somit ergeben sich Daten, Ideen und Anhaltspunkte, um weitere Maßnahmen für eine nachhaltige Zukunft der eingesetzten Reinigungsmaterialien umzusetzen.
Zur Frage, welchen Impact unser Projekt erzielen konnte, bleibt zu sagen, dass sich dieser, aufgrund der teaminternen Interdisziplinarität, nicht nur auf eine, sondern auf mehrere Ebenen verteilt.
Erstens haben wir es geschafft, mikroplastikarme Produktalternativen zu finden und diese anschließend am Bahnhof mit Mitarbeiter*innen zu testen. Zweitens stellten wir unsere Ergebnisse der Geschäftsführung vor, welche unsere Bedenken teilte und uns mitteilte, dass der Trend in der Branche schon stark in Richtung Nachhaltigkeit geht und es für sie eine Möglichkeit darstellt, eine Vorreiterrolle einzunehmen. Zusätzlich haben wir uns mit im Reinigungssektor tätigen Unternehmen den Austausch gesucht. So haben wir beispielsweise im deutschsprachigen Raum verschiedene Stakeholder wie die Deutsche Bahn, Saubermacher, Greenpeace, etc. kontaktiert. Dadurch steht auch eine Zusammenarbeit von ÖBB-OS mit den Schweizer Bundesbahnen in Aussicht. Zu guter Letzt haben wir über die Social-Media-Kanäle der Sustainability Challenge die Mikroplastikthematik der breiten Bevölkerung nahegebracht und konnten dadurch interessierte Studierende motivieren, im nächsten Studienjahr selbst an der Lehrveranstaltung teilzunehmen.
Die wichtigste Erkenntnis kann im hohen Stellenwert der Transdisziplinarität gesehen werden. Weiteres hat sich die Interdisziplinarität im Studierendenteam als großer Vorteil herausgestellt, da es für ein erfolgreiches Erreichen der, von uns gesetzten, Ziele unterschiedliche Expertisen brauchte, konnten wir bei Unsicherheiten immer Kollegen*innen heranziehen.
Jede*r Teilnehmer*in unserer Gruppe konnte mit deren individuellen Stärken etwas beitragen, wie etwa Projektmanagementfähigkeiten, naturwissenschaftliches Grundwissen oder gute Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit.
Während des gesamten Projekts war es essenziell das Grundziel zu verfolgen, welches mit sehr guter Zeitplanung und Projektmanagementtools erreicht werden konnte. Dass unsere Gruppe von acht Personen immer sehr gut zusammenarbeitete, hing mit der Einteilung in Untergruppen und strukturiertem sowie regelmäßigem Austausch zusammen.
In den letzten Monaten wurde uns deutlich bewusst, dass unsere Arbeit als winziger Puzzlestein in einer riesigen Aufgabe, wie der Erreichung eines SDGs, gesehen werden kann. Die Problematik des Mikroplastiks wird weiterhin bestehen und die fehlende Marktreife mancher Alternativprodukte begrenzte unser Handeln. Deshalb ist das Ziel, unsere Arbeit in möglichst anschaulicher Form aufzuarbeiten, damit sie als Grundlage für die Reduzierung von Mikroplastik in diesem Sektor dienen kann. Auch wenn wir nur einen kleinen Beitrag zur Erreichung einer nachhaltigeren Zukunft beitragen konnten, war dieser wichtig und zeigt auf, dass jede*r etwas beisteuern kann.
Ein einzigartiges team
STUDIERENDE
Service learning partner*in
ÖBB-Operative Services ist eine 100%ige Tochterfirma der ÖBB Infra. Unser Kerngeschäft ist die Sauberkeit und Sicherheit an Österreichs Bahnhöfen. Dafür sorgen rund 1400 Mitarbeiter*innen. Für die Zukunft planen wir, dass unsere Dienstleistungen noch umweltfreundlicher werden.
Mehr Informationen unter www.os.oebb.at
starke Partnerschaften
PARTNER*innen
Natalie Solderer
ÖBB Operative Services
„Unsere Taten in der Gegenwart, bereiten den Weg für die Zukunft! Die Sustainability Challenge bedeutet für mich, mit qualifizierten und motivierten Student:innen gemeinsam und tatkräftig nach Lösungen zu suchen – und nicht nur Zuseherin zu sein“
Dominique Werthmann
ÖBB Operative Services
„Das Bewahren, was mich immer wieder freut: Unsere Natur! Die Sustainability Challenge schlägt eine ganz besondere Brücke für nachhaltige Projekte zwischen aktuellen Ergebnissen aus der Wissenschaft und den Herausforderungen in der Praxis. Es gibt mir eine weitere Möglichkeit, der Verantwortung für zukünftige Generationen nachzukommen.“
gute unterstützung
Mentoren
Holger Hoff
Uni Graz
„Um vom Wissen ins Handeln zu kommen, braucht es neue Formate des Experimentierens und Lernens. Der Sustainability Challenge schafft dafür den Raum in dem Studierende und Praxispartner gemeinsam das vorhandene Wissen kreativ in nachhaltige Lösungen umsetzen können. Ich freue mich, mit der Uni Graz dabei zu sein. Inmitten der Klimakrise setzt das Engagement der Studierenden ein Zeichen der Hoffnung.“
Gerd Egger
Uni Graz
„Die Sustainability Challenge gibt Studierenden die Möglichkeit ihre Ideen und Konzepte im interdisziplinären Kontext umzusetzen. Die Teams während der Projekte zu begleiten hat im Rahmen der Sustainability Challenge sehr viel Spaß gemacht. Durch die Sustainability Challenge profitieren sowohl die Studierenden durch die etwas andere Herangehensweise, als auch die involvierten Unternehmen.“